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Fahrt nach Schwerin

Von Slawen, Christen und Hanseaten

Helmut Paarmann

Zum 15. Mal machten sich wie jedes Jahr im Mai Pensionärinnen und Pensionäre aus dem Kreis Steinburg auf zur Maifahrt. 50 Kolleginnen und Kollegen nahmen an der dreitätigen Fahrt teil, Ziel: Schwerin, die charmante Hauptstadt von MeckPom und Wismar- Hansestadt und Weltkultur-Erbe. Bei Sonnenschein ging die flotte Fahrt über Lübeck in die wunderschöne LandschaftMecklenburgs, die leuchtenden gelben Rapsfelder konkurrierten mit dem frischen Grün der Wälder, hin und wieder schimmerte blau ein See. In Schwerin bezogen wir das sehr zentral gelegene Hotel InterCity und machten uns dann auf zum gemeinsamen Essen im Altstadtbrauhaus. Bei sehr gutem Esssen wurden Erinnerungen ausgetauscht, Bekanntschaften erneuert und neue geschlossen.

Am Sonnabendmorgen ließen wir uns von 2 Stadtführerinnen Schwerin zeigen und erklären. Schwerin, Stadt der 7 Seen und darum auch Florenz des Nordens genannt und 800 Jahre Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg - heute Landeshaupstadt mit knapp 100 000 Einwohnern, sehr zum Ärger der größeren, aber weniger“ residenzerfahrenen“ Stadt Rostock. Ehrgeizige Repräsentationsbauten prägen nachhaltig das Stadtbild. Sie sind alle erhalten, weil die Stadt im 2. Weltkrieg von Bomben verschont blieb. Gebaut hat sie im 19. Jahrhundert der Hofbaumeister Georg Adolph Demmler, der den Stil der englischen Tudorgotik sehr schätzte. Wir sahen es auf Schritt und Tritt. Kollegiengebäude, Rathaus, Marstall und das Arsenal bestimmen heute noch das Bild der Altstadt und werden als Regierungsgebäude genutzt. Auch das vieltürmige Märchenschloß ist Demmlers Werk. Heute tagt hier der Landtag, ein Teil des Schlosses enthält das Schloßmuseum, in dem man die Gesellschaftsräume des Herzogs besichtigen kann. Absoluter Höhepunkt ist der prachtvolle Thronsaal. Ein kleines Paradies ist der Burggarten rund um das Schloß. Nach der Wende alles wieder prächtig hergerichtet. Ein ganz besonderes Kleinod ist die Schelfstadt. In der DDR-Zeit sollte sie abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt werden. Heftiger Widerstand von Künstlern und Bürgern konnte dieses Vorhaben verhindern, so blieb dieses 1705 planmäßig angelegte barocke Viertel erhalten. In seiner Geschlossenheit ist es einzigartig in Mecklenburg. Die hübschen Fachwerkhäuser sind mittlerweile gößtenteils renoviert. Das Zentrum bildet der rechteckige Schelfmarkt mit der Nikolaikirche. Nach dem Rundgang bummelten wir durch die Altstadt und stärkten uns in den vielen schmucken Lokalen.

Am Nachmittag besuchten wir den Nachbau eines Slawendorfes in Groß Raden. Auf der Halbinsel im Groß Radener See wurde ein slawischer Siedlungskomplex aus dem 9./ 10. Jahrhundert ausgegraben und anschließend rekonstruiert, darunter ein Tempel, mehrere Flechtwerkhäuser und eine Rundburg. Die Slawen kamen im 6. Jahrhundert n.Chr. aus Osteuropa und besiedelten den Osten Deutschlands , dieser war im Rahmen der Völkerwanderung, als sich die germanischen Stämme in den wärmerem Süden aufmachten, praktisch menschenleer geworden war. 1160 besiegte Heinrich der Löwe den Slawenfürst Niklot, setzte den getauften Pribislaw als Vasall ein. Dadurch wurde Pribislaw Stammvater des mecklenburgisches Herrscherhauses. Dieses archäologische Freilichtmuseum beeindruckte uns sehr, auch wenn die Busfahrt dorthin durch nicht vorhersehbare Umleitungen etwas lang geraten war.

Am nächsten Tag war Wismar unser Ziel, die Hansestadt mit dem bezaubernden Altstadtkern. Während des 2. Weltkrieges war Wismar- im Gegensatz zu Schwerin-, Ziel der Royal Air Force, die ca. 30% der Wohnhäuser und 80% der Fabriken zerstörte. Hauptsächlicher Grund der Angriffe: in Wismar wurden in den Dornier- Flugzeugwerken deutsche Bomber gebaut.

Heute ist von den Zerstörungen nichts mehr zu sehen, im Gegenteil präsentiert sich die Altstadt idealtypisch für die Hansestädte aus ihrer Blütezeit des Städtebundes. Der mittelalterliche Grundriß wurde bewahrt. Die Bausubstanz stellt ein anschauliches Dokument für den außerordenlichen Reichtum der Hansestädte im Mittelalter dar. Wismar besitz mit 76 ha die größte erhaltene Altstadt im Ostseeraum. Erhalten blieben das Hafenbecken in seiner Lage und Form, die durch die Stadt fließende Grube und der mit 1 ha größte Marktplatz der Ostsee.

Wir wurden durch das Welt-Erbe-Haus geführt, mit seinem repräsentativen Tapetensaal, ein optisches Highlight.. Dieses Haus informiert über die Geschichte der Hansestadt und verdeutlicht den Grundgedanken des UNESCO-Welterbes. Anschließend konnte sich jeder anhand eines ausführlichen Stadplanes über die bedeutenden Bauten der Stadt informieren und das alles bei strahlendem Sonnenschein.

Sonntagnachmittag Aufbruch zum Kloster Rehna. Mit Heinrich dem 1. Otto dem Großen und Heinrich dem Löwen begann die Christianisierung der Slawen. Sichtbare Zeugnisse davon sind die zahlreichen Klöster in MeckPom. Das ehemalige Nonnenkloster Rehna ist eine der größten Klosteranlagen. Die Klosterkirche, der Kreuzgang, das Gästerefektorium und der Gerichtssaal sind Zeugnisse mittelalterlicher Baukultur. Hier war im ehemaligen Nonnengarten, umgeben von alten Klostermauern für uns eine reichliche Kaffeetafel gedeckt. Mitglieder des Klostervereins boten uns schmackhaften selbstgebackenen Kuchen an mit Kaffee und Kräutertee aus Kräutern des Klostergartens. Und das alles bei wunderschönem Sonnenschein: ein äußerst stimmungsvoller Nachmittag. Anschließend führte uns die Vorsitzende des Vereins durch die Anlage. Sehr interessiert folgten wir ihren Ausführungen und merkten, mit welchem Engagement und Herzblut sich dieser Verein ehrenamtlich für den Erhalt des Klosters einsetzt.

Immer noch bei schönem Wetter traten wir die Heimfahrt an, angefüllt mit den vielen schönen Erlebnissen auf dieser kleinen Reise.



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Silzener Straße 1
25581 Poyenberg

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